Vorverstärkertest: Marantz 7702 MKII

Die Traditionsschmiede Marantz hat schon seit jeher reine Vorstufen für den Heimkinomarkt im Programm. Mit dem AV8802 und dem AV7702 sind sogar zwei Varianten mit modernsten Features vertreten. Dabei muss sich der kleine Ableger nicht vor seinem großen Bruder verstecken. Mit einem breiten Featureset und Unterstützung der neusten Techniken ist der 7702 MK II mehr als einen Blick wert. Warum das so ist, klärt unser Test.

Ein Bolide wie er im Buche steht: der Marantz AV7702 MKII

Ein Bolide wie er im Buche steht: der Marantz AV7702 MKII

Einleitung

Die zweite Iteration des Marantz 7702 kann mit HDMI 2.0 und HDCP 2.2 aufwarten. Nach einigen Softwareupdates hat man Auro 3D, Dolby Atmos und DTS:X auf einem Gerät vereint. Neben dem Partnerbrand Denon ist man damit einmalig am Markt. Allerdings muss man, um in den Genuss des Auro 3D Upgrades zu kommen, noch einmal 149€ investiere,n um den vollen Umfang nutzen zu können. Wir werden uns später separat ansehen, ob sich das lohnt.

Der Marantz 7702 MKII

Für satte 1999€ kann man die 7702 MK II erwerben. Dazu kommt noch der Aufpreis für das optionale Auro 3D Update. Als klassische Vorstufe benötigt man noch eine Endstufe zum Betrieb eines Passivlautsprechersets. Mit Audyssey XT32, Unterstützung aller modernen 3D-Formate und der neusten HDMI-Revision (inklusive HDCP 2.2) ist man gut gerüstet für alle Anforderungen. Wir schauen uns an, inwieweit die „kleine“ (mit der Marantz 8802A gibt es den großen Bruder für 3999€) Vorstufe überzeugen kann.

Die Optik ist für Marantz typisch

Die Optik ist für Marantz typisch

Unboxing

Wie es sich für ein Gerät dieser Preisklasse gehört, ist es gegen allerlei Stöße und sonstige Vorkommnisse beim Versand geschützt. Neben einer stabilen Styroporumhüllung wird das Ganze noch von einem Vlies vor Außeneinwirkung geschützt. Für die einzelnen Zubehörteile gibt es Aussparungen im Styropor. Wie das Ganze dann aussieht, haben wir in der Unboxing-Galerie dokumentiert.

Optik und Haptik

Marantz ist für sein schlichtes und edles Design bekannt, dass aber dennoch eigenständig daherkommt. Ein Marantzgerät ist immer sofort als solches erkennbar, durch sein „Bullauge“, das Basisinformationen zu Lautstärke und Quelle bietet. Wer mehr Informationen möchte, der kann hinter der Frontklappe die auch von anderen Herstellern bekannte zweizeilige LCD-Anzeige finden. Was die Materialwahl angeht, so erhält man einen Mix aus hochwertig verarbeiteten Kunststoff und gebürstetem Aluminium im Frontbereich. Der mittlere Teil ist aus Aluminium, die Flanken rechts und links sind aus Plastik, ebenso wie der Ein-/Ausschalter. Die Drehregler sind ebenfalls aus Metall. Hinter der Klappe im mittleren Bereich sind alle Elemente aus Kunststoff. Auch die Rückseite der Klappe selbst setzt auf dieses Material. Der Korpus besteht aus Blech mit ausreichend vielen Lüftungsschlitzen. Auf der Rückseite kommt ebenfalls das Metall zum Einsatz, mit vergoldeten Anschlüssen. Die Antennen setzen auf Kunststoff. Insgesamt ein gelungener Materialmix.

Die Oberseite hat eine Vielzahl von Lüftungsschlitzen, um eine ausreichende Wärmeabgabe zu gewährleisten

Die Oberseite hat eine Vielzahl von Lüftungsschlitzen, um eine ausreichende Wärmeabgabe zu gewährleisten

Aber auch an der Unterseite wurde an eine ausreichende Zirkulation gedacht

Aber auch an der Unterseite wurde an eine ausreichende Zirkulation gedacht


Optisch ist der 7702 MKII ganz klar ein Gerät von Marantz. Mit den sich leicht verjüngenden Flanken und dem Bullauge mit Basisinformationen. Das ist sicher Geschmackssache, aber eine angenehme Abwechslung zur klassischen Quaderform mit geraden Kanten an der Front. Das in den Direkt-Modi der Ring des „Auge“ in einem angenehmen zurückhaltenden Blau leuchtet, ist ebenfalls positiv (auf Wunsch auch deaktivierbar). Die Rückseite ist ebenfalls aufgeräumt und wirkt mit all den vergoldeten Anschlüssen edel.
Sogar auf der Oberseite sind einige Informationen eingeprägt

Sogar auf der Oberseite sind einige Informationen eingeprägt

Zubehör

Neben der Fernbedienung liegt ein Audyssey Mikrofon bei. Apropos Einmessung: Damit man dieses optimal benutzen kann, liegt ein einfaches Stativ aus Pappe bei, das man zusammenstecken kann. Daneben gibt es noch Antennen fürs Radio, Aufkleber für diverse Kabel zur besseren Orientierung, ein Quickstartguide und die komplette Bedienungsanleitung auf CD. Obligatorisch sind natürlich die Antennen für Bluetooth und WLAN. Insgesamt ist alles dabei, was man auch sonst bei einem gängigen AVR dazu erhält, nur das Pappstativ ist nicht üblich (obwohl das für andere Hersteller kein Problem sein sollte).

Technik

Der Marantz hat diverse technische Raffinessen zu bieten, daher werden wir hier einige vorstellen, können aber nicht den gesamten Umfang abbilden.

Technisches Design

Wenn man diese Voraussetzung erfüllt, kann man bis zu 11 Kanäle anschließen und noch zwei weitere in einer weitere Zone, sodass man von 11.2 + 2 Kanälen sprechen kann. In der Hauptzone kann man damit ein komplettes 7.2.4 3D-Sound-Setup anschließen. Die digitale und die analoge Sektion werden jeweils separat mit Strom versorgt, um negative Effekte auszuschließen. Die HDMI-Anschlüsse bieten die modernste Revision inklusive HDCP 2.2 und HDR Unterstützung bis 60p mit 4:4:4 Bit Farbtiefe. Dazu wurde der 7702 MKII von der ISF (Imaging Science Foundation) zertifiziert. Im Audiobereich sorgt der 32bit DSP von SHARC für eine Verarbeitung der Kanäle. Dieser ist ebenfalls für die Verarbeitung von Highres bis 192kHz/32bit zuständig. Für die 3D Soundmodi Dolby Atmos und DTS:X wurde komplett auf die objektorientierte Kodierung statt der bisher üblichen kanalbasierten Varianten gesetzt. Nichtsdestotrotz ist es möglich, auch kanalbasierten Sound bei Auro 3D optional zu erhalten. Um DTS:X nutzen zu können, war ein Firmwareupdate notwendig. Für beste Einmessergebnisse ist Audyssey Platinum mit an Board. Das bedeutet, dass neben Audyssey MultEQ XT32 auch eine optionale Möglichkeit besteht, mit dem ProKit noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

Unterschiede zwischen 7702 und 7702 MKII

Die Unterschiede zwischen den beiden Vorstufen im Detail, dürften aber für den einen oder anderen der Grund sein, zum Nachfolger zu greifen. Allerdings gibt es einige Dinge, die mit der MKII wegfallen. Hier wäre vor allem die Unterstützung der Formate DTS:Neo X und Dolby Pro Logic/Digital EX zu nennen. Der Hauptunterschied findet sich in der Unterstützung von HDMI 2.0a mit HDCP beim MKII, während der Vorgänger auf den Kopierschutz und die HDR-Funktionalität mit voller Bittiefe verzichten muss. Ansonsten sind nahezu alle Eigenschaften erhalten geblieben.

Anschlussmöglichkeiten und Streaming

Zunächst einmal hat der 7702 alles, was man von einem modernen Gerät an Konnektivität erwarten kann: Neben einer Vielzahl analoger Stereoeingänge (fünf Eingänge und ein Phonoeingang), Digitaleingängen (optisch/elektrisch, jeweils zwei) und HDMI Anschlüssen (sieben Eingänge auf der Rückseite und einer auf der Vorderseite, dazu drei Ausgänge) bietet er neben Bluetooth und Netzwerk (kabelgebunden und wireless, AirPlay) auch einen USB-DAC, über den auch Applegeräte problemlos angebunden werden können. Das Netzwerk wird schnell gefunden und diverse Netzwerkgeräte können als Zuspielgeräte ausgewählt werden. Wenn große Bibliotheken gestreamt werden sollen, gibt es die eine oder andere Verzögerung, die aber bisher auf fast allen Geräten wahrnehmbar waren.

Anschlüsse im Detail (1)

Anschlüsse im Detail (1)

Anschlüsse im Detail (2)

Anschlüsse im Detail (2)


Die Streamingfunktionalität beschränkt sich immer noch auf reines Audiomaterial. Hier sind FLAC, MP3, WAV, ALAC und AAC als Standardformate unterstützt, ebenso wie alle Appleformate via AirPlay. Dazu kommt noch DSD Audiostreaming. Weiterhin ist Internetradio natürlich auch an Board, ebenso wie ein Spotify Connect Zugang (eine Premiummitgliedschaft wird benötigt). Bei der Kopplung via Bluetooth gab es ebenfalls keine Probleme: das Gerät wird schnell gefunden und verbunden. Ein wenig ärgerlich ist es nur, wenn man die Geräte wechseln möchte und man erst via OSD das alte Gerät entfernen muss, bevor man ein neues koppeln kann. Ansonsten ist es sehr erfreulich, dass es keine Verbindungsabbrüche oder ähnliches im Alltag gab, was leider immernoch bei vielen Geräten der Fall ist. Auch das Wechseln des Raumes mit dem Sendegerät war kein Problem.
Das Anschlusspanel bietet alles was der Heimkinofan sich wünschen kann

Das Anschlusspanel bietet alles was der Heimkinofan sich wünschen kann


Besonders hervorheben möchten wir, auch wenn es keine wirkliche Neuheit ist, die Gaplesswiedergabe. Damit wird Streaming endlich wie CD hören und ein echtes Manko ausgemerzt. Prinzipiell ist das keine große Geschichte, wenn man aber einmal lückenlos gestreamt hat, möchte man das nie wieder anders erleben. Dabei ist die Technik für FLAC, WAV, DSD verfügbar.

Funktionsumfang

Der Funktionsumfang des 7702 MK II ist riesig, wie auch der von modernen AV-Receivern und Vorstufen im Allgemeinen. Daher beschränken wir uns auf die wichtigsten Punkte beziehungsweise stellen die in unseren Augen herausragenden vor.
 
Interessant ist ein Funktion, die sich im „Option“-Menü befindet: Mit der Einstellung Kanalpegel ist möglich, die für jede einzelne Quelle die Frontlautsprecher und die Subwoofer im Bereich von 12 dB (in jede Richtung) zu regeln. Damit ist es z.B. einfach möglich, in den Abendstunden den Subwoofer weniger stark aufzudrehen, ohne, dass man umständlich im Lautsprechermenü suchen müsste. Auch ist es so möglich, die Sprachverständlichkeit zu erhöhen, indem man alle Pegel senkt, der Center erscheint lauter und die Sprachwiedergabe kann profitieren. Wie bereits angesprochen, lässt sich für jede einzelne Quelle separat die Lautstärke anpassen. Damit kann man auch unterschiedliche Pegel der einzelnen Zuspieler anpassen. Eine weitere Funktion in diesem Menü ist das Zuordnen einer Videoquelle zu den reinen Musikquellen, wie „CD“. Damit kann man Bildinhalte mit individuellen Soundtrack einfach unterlegen. Ob das Feature in der Praxis tatsächlich häufig genutzt wird, ist natürlich eine andere Frage. Zusätzlich steht die Aufbesserung von komprimierten Dateien M-DAX mit vier verschiedenen Intensitäten zur Verfügung. Dabei ist die höchste Stufe für Bitraten unter 64kbit/s gedacht und die niedrigste für 96kbit/s und höher. Daher ist für die Datenraten von 320kbit/s die Funktion absolut optional. Wer aber noch ältere Aufnahmen hat, kann profitieren.

Im Vordergrund die Stromversorgung für digitale Sektion im Hintergrund unter einer schwarzen Haube für die analogen Bereiche

Im Vordergrund die Stromversorgung für digitale Sektion im Hintergrund unter einer schwarzen Haube für die analogen Bereiche


 
Im Audiobereich gibt es eine Vielzahl von Optionen, um den Klang zu ändern. Das wichtigste für den Lautsprecherbereich ist die Vielfalt an Konfigurationsmöglichkeiten. Hier können verschiedenste Endstufenlayouts zum Einsatz kommen: BiAmping, 5-7 Lautsprecher in der 2D Ebene, dazu diverse Layouts zu Aufsatzlautsprecher, Height und Deckenboxen. Diese sind alle in unterschiedlichsten Variationen kombinierbar. Dabei sind diverse Trennungen, Pegel und Abstände möglich und zwar für jeden einzelnen Kanal. Praktisch: Die Terminalanschlüsse für die jeweiligen Setups lassen sich bequem im OSD anzeigen. Interessant ist auch die Möglichkeit, für den Stereobetrieb separat einzustellen, ob Subwoofer ebenfalls verwendet werden sollen, beziehungsweise wie mit der Trennung oder demm Vollbereich verfahren werden soll. Das ist für Nutzer, die ihr Heimkino auch für Musikwiedergabe nutzen möchten ein gute Möglichkeit, kompromisslos alle Aspekte der verwendeten Lautsprecher auszunutzen.
Der Inneraum ist ordentlich angeordnet, hier die Videoplatine

Der Inneraum ist ordentlich angeordnet, hier die Videoplatine


 
Wer möchte, kann mit einem grafischen Equalizer ebenfalls noch den Klang korrigieren. Die Bänder sind allerdings nur in relativ groben Abständen von einer Oktave verfügbar. Die untere Frequenz liegt bei 63 Hz und insgesamt kommen acht Bänder zum Einsatz. Damit ist eine Tiefbassentzerrung manuell nicht möglich, obwohl das verwendete Einmesssystem Audyssey XT32 dies zulässt.
 
seitlicher Blick auf die Platinen

seitlicher Blick auf die Platinen


Dazu kommen Möglichkeiten, automatisch die Lippenbewegungen synchronisieren zu lassen, diverse Bildverbesserungsoptionen, die sich mit vorgefertigten Profilen abrufen oder händisch einstellen lassen (hier gibt es auch mehrere ISF-Profile), Scaling auf 4k und zur Abrundung für das Heimkino mehrere Dimm-Modi.

3D-Soundtechnologie

Die neuen 3D Soundtechniken Auro 3D, Dolby Atmos und DTS:X sind in aller Munde. Zu Recht unserer Meinung nach. Wenn es das Quellmaterial zulässt, kann ein sehr realitätsnaher Eindruck mit echter (im Fall von Dolby namensgebender) Atmosphäre geschaffen werden. Dafür ist der Aufwand für den Konsumenten allerdings hoch: Neben dem passenden AVR sind zusätzliche Boxen und Filme mit entsprechender Tonspur nötig. Die Boxen kommen am besten an die Decke oder zumindest sehr hoch an die Wand und sollten dann auf den Hörplatz strahlen. Alternativ kann man auch mit Aufsatzlautsprechern arbeiten, die über Deckenreflexionen den 3D-Surroundeindruck erzeugen. Der Filmfan, der am liebsten die deutsche Synchronisation schaut, muss dazu hinnehmen, dass meist nur die Originalversion in der entsprechenden Tonmischung vorhanden ist. Um zurück zum Marantz zu kommen:
Er bietet alle drei konkurrierenden Soundformate (zumindest wenn man für das Auro Upgrade 149$ gezahlt hat) und das macht es für den Filmfreund, der noch nicht weiß, welches Format sich schlussendlich durchsetzen wird, sehr einfach. Dazu hat man auch die einfache Möglichkeit, die verschiedenen Upmixer zu testen und dann je nach eigenem Geschmack den passenden auszuwählen. Der Vorverstärker bietet zudem im Einstellungsmenü alle erdenklichen Konfigurationen, ob Deckenlautsprecher, Front/Rear Height oder Aufsatzlautsprecher mit jeweils zwei oder vier Modellen ist wählbar. Damit ist man nicht auf eine gewisse Anordnung für die Formate angewiesen, sondern kann der AV-Vorstufe die Arbeit überlassen, die aufgrund des gewählten Setups die Tonausgabe entsprechend übernimmt. Damit steht einer Integration der Lautsprecher in eine Wohnumgebung dank der Flexibilität des 7702 MK II nichts mehr im Wege.
Älteren Soundformate wie DTS Neo:X („I, Frankenstein“-Fans werden jetzt wehleidig) und Dolby ProLogic IIz werden nicht mehr unterstützt. Der direkte Vorgänger, der Marantz 7702, bietet diese noch, verzichtet aber auf DTS:X.

Praxis 3D Sound Systeme

Prinzipiell sind die nativen Quellen für 3D-Sound wie Dolby Atmos und Auro 3D sehr rar gesät und dazu meist in englischer Tonspur. Eine Blu-ray mit DTS:X ist uns bisher nicht bekannt. Aus dem Grund werden wir uns nur kurz mit dem nativen Material und dann ein wenig länger mit den Upmixern beschäftigen. Prinzipiell setzen wir auf Front und Rear Height Lautsprecher, was eher Auro entgegen kommen sollte. Allerdings sollte das objektbasierte Dolby Atmos von der Theorie her mit jeder Besetzung klarkommen.

Natives Material

Für das native Material haben wir die Demo-Disks, die von Dolby bzw. Auro zur Verfügung gestellt werden, genutzt. Dolby kann hier mit der namensgebenden hervorragenden Atmosphäre punkten. Aber auch wenn ein Effekt auf den Punkt kommen soll, dann kann man sich darauf verlassen, dass man das hört, was man hören soll. Die Demos selbst sind hier sehr beeindruckend und zeigen gut auf, was möglich ist. Auf der anderen Seite gibt hingegen bei den Filmausschnitten, die auf der Disk sind, deutlich weniger imposante Effekte. Oft wird nur Regen nach oben in die dritte Dimension gelegt. Deutlich imposanter ist da schon der Game of Thrones Ausschnitt, bei dem eine gute Räumlichkeit umgesetzt wird. Die anderen Geschichten fallen unter ganz nett, man sollte aber sich genau überlegen, ob einem diese Aufwertung tatsächlich diese Ausgabe wert ist. Unter Umständen ist die Ursache auch in unserer Anordnung zu suchen. Nichtsdestotrotz ist die Anzahl der Effekte, die tatsächlich über dem Kopf stattfinden, noch sehr gering und dann fast ausschließlich auf Englisch erhältlich.
Anders Auro 3D, hier werden vor allem Animationsfilme zu Demozwecken genutzt. Hier kann im Gegensatz zu den Realfilmen bei Atmos, die Technik ihre volle Stärke auffahren. Denn hier kommen Bewegungen um die komplette 360° Achse in der dritten Ebene häufiger vor. Auch die Musikdemos mit klassischer Orchesterbesetzung profitieren stark. Man muss den Ingenieuren bei Auro auf jeden Fall zugestehen, dass sie bei der Wahl der Demotitel ein sehr glückliches Händchen bewiesen haben. Dabei wird sehr eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des kanalbasierten Soundformats gezeigt. Insgesamt kommt Auro 3D bei den Demos besser weg.

Upmixer

Die Upmixer DTS: Neural X, Dolby Surround und die Auromatic sind allesamt sehr angenehm, wenn man Standardmusik aufpeppen will. Sicherlich noch nicht auf dem sauberen Niveau einer Stereowiedergabe, aber doch ganz nett. Was wir damit sagen wollen: Man kann sich das tatsächlich anhören, während wir bei bspw. Dolby Pro Logic Music immer sofort wieder abgeschaltet haben, da sich eine ausgesprochen seltsame Unnatürlichkeit einstellte. In Filmen und Livekonzerten kommt es insbesondere bei schnellen Szenen zu Artefakten, die nicht zum Bildinhalt passen, sowohl bei Neural X als auch Dolby Surround. Hier ist Auro 3D natürlicher. Allerdings haben wir uns nur einen kleinen Querschnitt aus zwei Filmen (Gravity und Matrix) und diversen Folgen einer Serie (Hannibal Season 3) angesehen. Je nach verwendetem Quellmaterial kann es hier zu deutlichen Abweichungen kommen. Unsere Reihenfolge wäre Auromatic, Dolby Surround und knapp dahinter Neural X. Das Ganze ist zu dem eine Momentaufnahme, die sich mit kommenden Firmwareversionen wieder ändern kann.

Fazit 3D-Sound

Derzeit kann uns das Gesamtpaket von Auro 3D am meisten überzeugen. Erstens ist in den meisten Wohnzimmern die Anbringung von Height-Lautsprechern meist unkomplizierter, was die Verkabelung und den WAF angeht. Zweitens arbeitet natives Material sehr gut auf den Konfigurationen. Der Upmixer macht ebenfalls den solidesten Eindruck. Damit lohnen sich in unseren Augen die 149€ Aufpreis für das Upgrade. Die Zukunft wird zeigen, welche Formate sich durchsetzen und dann ist unter Umständen das eine oder andere System im Vorteil. Derzeit fährt man mit Marantz Geräten, die alle drei Formate bieten, am besten.

kompletter Blick auf den Innenraum

kompletter Blick auf den Innenraum

Einmesssystem

Ebenfalls exklusiv bei Denon und Marantz ist in derzeit erhältlichen Geräten das beliebte und sehr ordentliche Ergebnisse liefernde Einmesssystem Audyssey XT 32, das sich insbesondere im Tiefbass von Mitbewerbern unterscheidet. Neben einer Korrektur des Frequenzgangs ist es zusätzlich möglich, das Audyssey ProKit zu verwenden, was mit weit mehr Daten arbeitet und ein noch besseres Ergebnis liefert und eine individuelle Anpassung der Hörkurve ermöglicht. Wir persönlich sind von der Performance des Einmesssystem überzeugt, das für eine automatische Einmessung sehr gute Ergebnisse für den Raum bietet. Wenn man die Einmessung nutzt, stehen einige weitere Optionen zur Verfügung: So ist es mit Audyssey Dynamic EQ möglich, eine gehörrichtige Kurve zu erstellen (manch geneigter Leser wird sich an Loudnessfunktionen früherer Geräte erinnern) und Audyssey Dynamic Volume, das plötzliche Lautstärkeänderungen abfangen soll (beispielsweise bei TV-Werbung). Beide Funktionen konnten uns nicht wirklich überzeugen, da hier mitunter sehr grob eingegriffen wird und im Testfilm die Dynamik beschnitten wurde. Dynamic EQ macht seinen Job bei leisen Pegeln gut, passt sich aber nicht dynamisch an einen erhöhten Pegel an, beziehungsweise zu spät und nur sehr grob. Was sehr gut funktioniert, ist die Integration von Subwoofern durch Sub EQ HT. Wenn man allerdings im manuellen Menü Einstellungen anpasst, sind oben genannte Funktionen und damit auch der Upmixer AUdyssey DSX nicht mehr verfügbar. Das macht Sinn, da die Korrekturen auf entsprechende Pegel und Trennungen abgestimmt sind. Schade ist allerdings, dass man im Nachhinein nicht die Einmesskurven korrigieren kann, wie es bei Dirac möglich ist. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau, denn das kann man mit dem Audyssey ProKit, für das der Marantz 7702 MK II bereits vorbereitet ist. Hier gibt es deutlich genauere Ergebnisse und mehr Konfigurationsmöglichkeiten. Allerdings ist es möglich, die Einmesskurven zu kopieren.
 
Für unsere Tests Deaktivieren die Einmessung jedoch und arbeiten mit separaten PEQ-Systemen.

Detaillierter Blick auf die analoge Stromversorgung

Detaillierter Blick auf die analoge Stromversorgung

Einsatzmöglichkeiten

  • Stereonutzung: Wenn man den Marantz 7702 MKII neben dem Mehrkanalbereich auch im Stereo nutzen will, hat man durch diverse Einstellungen zur Abtrennung und Nutzung oder Deaktivierung der Subwoofer zahlreiche Möglichkeiten. In der Praxis kann man so zwei Welten sauber in einem System vereinen. Damit ist es möglich, mit Vollbereichslautsprechern das volle Potential dieser zu nutzen und so ohne Subwoofer ohne eventuelle Phasenprobleme Musik in vollen Zügen zu genießen.
  • Heimkinonutzung: Das Paradestück der 7702 MKII ist ganz klar das Heimkino. Hier kann man in Kombination mit einer Endstufe ein großartiges Erlebnis erzielen und hat mit allen modernen Video- und 3D-Soundstandards alle Freiheiten in diesem Bereich. So kann man im Menü diverse Lautsprecherkonfigurationen einstellen, um das Surrounderlebnis optimal an die räumlichen Gegebenheiten anzupassen, was sich durch Audyssey sogar noch verbessern lässt. Wer noch mehr will, kann sogar das optionale ProKit für eine anpassbare Einmessung nutzen. Mit Auro 3D steht zu dem ein (aufpreispflichtiges) Format zur Verfügung, das überaus interessante Ergebnisse in der Praxis lieferte.
  • Multiroomnutzung: Durch insgesamt drei Zonen mit HDMI Ausgängen steht einer problemlosen Nutzung von Lautsprechern in mehreren Räumen nichts im Wege. Dabei erfolgt die Bedienung bequem via App, bei der sich diverse Quellen auch in anderen Räumen nutzen lassen. Gerade in der jetzigen Zeit der Fußball-EM wohl ein geeignetes Mittel, um Differenzen in Beziehungen zu vermeiden.
Bedienelemente am Gerät im Detail

Bedienelemente am Gerät im Detail

Bedienung

Wie es heute bei AV-Geräten üblich ist, kann man den 7702 MKII am Gerät selbst, via Fernbedienung, oder bei Netzwerkintegration mittels einer App bedienen. Bluetooth kann hierfür nicht genutzt werden. Wie sich die unterschiedlichen Varianten schlagen, untersuchen wir im Folgenden. Zusätzlich könnte man das Gerät noch via Gerätewebsite im LAN ansteuern.

Gerät

Das Gerät bietet die wichtigsten Einstellmöglichkeiten am Gerät: Quellenwahl und Lautstärker über Drehregler, Ein- und Ausschalter als Knopf am Gerät mit gutem Druckpunkt. Hinter der Klappe befinden sich weitere Bedienelemente. Diese sind allesamt aus Kunststoff und sind schwammig. Über das Display lassen sich auch die Einstellungen in englischer Sprache ablesen (auch wenn die Systemsprache eine andere ist). Die meisten Funktionen sind so erreichbar, aber nicht alle. Prinzipiell kann man hier Einstellungen vornehmen, der Weg über das OSD via HDMI in Kombination mit einem Bildschirm erscheint aber deutlich bequemer. In tiefen Menüstrukturen zu suchen, macht auch durch die Tasten am Gerät, durch die schnell Fehleingaben vorkommen können, wenig Spaß.

Fernbedienung

Der Klassiker seit es mit OSDs eine praktische Möglichkeit des Ablesens der Funktionen gibt. Die Fernbedienung ist aus Kunststoff, man muss bei der Haptik aber nur wenige Kompromisse eingehen. Einzig das Gewicht könnte höher sein, damit die Fernbedienung besser in der Hand liegt. Über einen separaten Knopf lassen sich die Knöpfe beleuchten. Damit ist das Ablesen auch im Dunkeln gewährleistet. Einziges Manko: dass die Beleuchtung bereits nach drei Sekunden wieder erlischt, ist, wenn man sich nicht genau sicher ist, wo sich der entsprechende Knopf befindet, zu kurz. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, wo man doch eine beleuchtbare Fernbedienung ansonsten mit der Lupe suchen muss. Auch bei einem Preis von knapp 2000€ ist das keine Selbstverständlichkeit. Die Anordnung ist logisch und nach kurzer Eingewöhnung findet man die Hauptfunktionen meist auch blind. Falls nicht, kann man, wie bereits erwähnt, immer noch auf die Beleuchtung zurückgreifen. Der Druckpunkt der Gummiknöpfe könnte noch besser sein, allerdings haben andere Hersteller mit beleuchteten Fernbedienung ähnlich Probleme, sodass man sich hier auf demselben Niveau bewegt. Insgesamt eine marktübliche Fernbedienung, die alles bietet, was man in dieser Preisklasse erwarten kann.

Die App bietet alle Funktionen des Menüs deutlich einfacher zugänglich

Die App bietet alle Funktionen des Menüs deutlich einfacher zugänglich

App

Die App gibt es in einer Tablet- und in einer Smartphoneversion, wobei erstere neu und auf die größeren Platzverhältnisse optimiert ist. Bei uns im Test stürzte die Tabletapp auf einem iPad Air (erste Generation) ab und an ab, während die Smartphoneapp immer stabil war (iPhone SE), was aber nicht unbedingt systematisch reproduzierbar war. Beide Apps sind sich sehr ähnlich und bieten die gleichen Funktionen. Praktischer ist natürlich das Tablet, bei dem die Bedienung übersichtlicher und mit weniger Scrollen abläuft. Die Geschwindigkeit ist in beiden Fällen sehr gut und auch die Navigation im Netzwerk geht gut von der Hand. Hier wird alles geboten, was auch die Fernbedienung kann, nur meist mit einem deutlich einfacheren Menü und damit intuitiver und ergonomischer.

Testsystem

Unser Testsystem im Surroundbereich setzt nahezu ausschließlich auf aktive Komponenten. Dazu zählen vier Subwoofer im DBA-Aufbau und (zur PDF) Body-Shaker. Die Front besteht aus zwei Nubert NuPro A700 (zum Test) und einer Nubert NuPro A300 als Center. Ergänzt wird das System von zwei Nubert NuPro A100 (zum Test) als Surround und vier NuPro A100 als Front/Back Height Lautsprechern.

Fazit

Der Marantz AV7702 MKII ist legitime Nachfolger seiner Inkarnation ohne MKII und bietet alles was man sich von einer modernen Vorstufe wünschen kann. Kritik kann man nur auf hohem Niveau anbringen und wenn man danach sucht. Da wären die mangelnde Kompatibilität zu den Vorgängerformaten wie Neo:X zu nennen und kleinere Probleme mit der App und keine Presets. Ansonsten könnte man bemängeln, dass das (lohnende) Auro Upgrade mit 149€ zu Buche schlägt. Auf der anderen Seite muss aber der Kunde, der dies nicht wünscht, nicht für ein unnötiges Feature mitbezahlen. Auf der Habenseite bleibt die Kompatibilität zu allen drei 3D-Soundformaten hervorzuheben und eine beleuchtete Fernbedienung, die eine gute Ergonomie bietet. Insgesamt eine der interessantesten Vorstufen in diesem Preisbereich auf dem Markt.

Die Vorstufe ist ein optischer Leckerbissen

Die Vorstufe ist ein optischer Leckerbissen


Vorteile:

  • variable Einstellungen für Stereo und Surround ohne in ein extra Menü
  • Audyssey XT32 Einmessung inkl. Pro Option
  • alle drei 3D-Tonformate werden unterstützt
  • übersichtliche Bedienung, insebsonder via App
  • diverse Multiroomoptionen
  • zahlreiche Ein- und Ausgänge

Nachteile:

  • Menü auf dem Geräte-OSD in Englisch egal welche Gerätesprache eingestellt
  • Netzwerk mitunter träge
  • keine verschiedenen Presets möglich
  • mangelnde Kompatibilität zu Vorgängersoundformaten

Gerätehomepage: Marantz




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