Sind aktive Lautsprecher für Heimkinonutzung geeignet?
Die Gretchenfrage vieler Heimkinobesitzer ist oft: Wie viel Leistung brauche ich? Das resultiert häufig in der Konsultation von Fachzeitschriften, Internetjournalen und speziellen Foren, um sich dort Informationen zum Thema zu suchen. Oft liegt die Ursache in Unzufriedenheit mit dem Klang, was auch anderen Ursachen geschuldet sein kann. Die darauffolgenden Überlegungen sind meist recht ähnlich: Eine Endstufe oder gar mehrere müssen angeschafft werden. Am besten auch gleich noch die Boxen wechseln, ist meist der Tenor, da ältere Modelle meist schon 15 oder mehr Jahre auf dem Buckel haben. Am besten noch ein neuer AV-Receiver, da dieser nicht die notwendigen Pre-outs zur Verfügung stellt und schon hat man ein komplett neues System zuhause.
Wenn man sich allerdings ohnehin mit dem Wechsel von Komponenten beschäftigt, so kann man auch sein gesamtes Konzept überdenken. Das hat uns zur Frage geführt, ob es möglich ist, mit aktuellen Consumer Aktivlautsprechern ein „vernünftiges“ Heimkino zu ermöglichen. Im folgenden wollen wir die Ergebnisse dieser Überlegungen genau vorstellen.
Was ist ein „aktives Heimkino“?
Im Grunde ein ganz normales Heimkino, das mit aktiven Lautsprechern betrieben wird, also solchen Modellen, die bereits eine Verstärkersektion integriert haben und keine externe Endstufe mehr benötigen. Dadurch nutzt man zum Verbinden der Lautsprecher keine herkömmlichen Kabel, sondern Cinchkabel oder XLR, je nachdem was die AV-Vorstufe/AVR und die Box an Anschlüssen bietet. Geschätzte 90% aller Heimkinobesitzer nutzen sogar derzeit ein teilaktives Heimkino, denn der Subwoofer bietet in den meisten Fällen ein aktives Verstärkermodul und nur die wenigsten setzen auf einen passiven Subwoofer oder verzichten ganz auf den Bassspezialisten.
Aktive Lautsprecher kennt man aus der Studiotechnik, wo diese beispielsweise zum Abmischen von Musik dienen und daher für diesen Einsatzzweck auf lineare Wiedergabequalität getrimmt worden sind. Das ist sicher kein Nachteil, wenn man den Anspruch hat, die Informationen des Films möglichst originalgetreu wiederzugeben.
Welche Besonderheiten sind zu beachten?
Im Wort aktiv schwingt bereits die fest verbaute Verstärkung mit. Das bringt bereits das erste Hindernis mit sich: Der Raum muss an jeder Position, an der sich ein Lautsprecher befinden soll, eine Steckdose haben. Außerdem muss man statt relativ einfach selbst zu konfektionierenden Lautsprecherkabeln mit Litze auf entsprechend lange Cinchkabel setzen – falls diese nicht käuflich zu erwerben sind, muss man entweder verlängern oder selbst nachlöten. Je nach Schirmung der Kabel sind die Cinchkabel auch dicker als entsprechende Pendants für passive Lautsprecher, ergo steigt der Platzbedarf im Kabelkanal. Auch sind die Aktivlautsprecher meist nicht explizit zur Heimkinonutzung vorgesehen, sodass man eventuell eine kleinere Auswahl an Modellen einer Serie hat als bei passiven Modellen. Klingt alles fürchterlich kompliziert? Stimmt auch ein klein wenig, aber wenn man sorgfältig plant, fällt davon kaum etwas negativ ins Gewicht.
Warum aktiv, wenn es auch passiv geht?
Als erstes stellt sich die Frage, warum ein aktives Heimkino? Der Autor dieser Zeilen war nach jahrelanger Odyssee verschiedenster Passivlautsprecher, mal am AVR dieser Marke, mal jener Marke und diversen Experimenten mit separaten Endstufen zwar weitergekommen, aber es schien kein Ende der Reise in Sicht. Gerade wer Musikhörzimmer und Heimkinoraum mit einem Wohnzimmer vereinen will, hat unterschiedlichste Ansprüche zu erfüllen und meist begrenzte Platzverhältnisse. Denn wer gerne laut, oder Stücke mit maximaler Dynamik hört, bemerkt schnell, zu viel Leistung gibt es nicht. Ein wenig mehr könnte man doch noch aufdrehen… und dann ist der AVR oder eine andere Komponenten entweder im Clipping oder komplett aus, weil eine zu hohe Last anliegt. Die unschönste Variante ist die, dass der Lautsprecher versagt, indem entweder – im besten Fall – eine Sicherung greift, oder im ungünstigeren Fall, der Lautsprecher seine Reise in den HiFi-Himmel antritt. Für das Problem mit der Leistung findet man meist eine schnelle, aber auch nicht ganz günstige Abhilfe: eine externe Endstufe. Wenn man dann einen Lautsprecher sucht, der tatsächlich auch so belastbar ist, wie der Verstärker, weil man diesen bis zum letzten Watt auslasten möchte, müssen sorgfältig Datenblätter geprüft und verglichen werden. Am Ende eine mühselige Geschichte, bei der man auf die Wahrheitstreue der Herstellerangaben vertrauen muss.
Ein aktiver Lautsprecher ist hier naturgemäß im Vorteil, da die Belastbarkeit der einzelnen Chassis auf die internen Endstufen angepasst werden und umgekehrt. Die Frage nach einem zu viel oder zu wenig an Leistung gibt es so nicht mehr. Außer man möchte noch lauter hören. Dann muss man im Vorfeld abwiegen, welches Modell für die eigenen Lautstärkeansprüche ausreichend ist.
Die Vorzüge eines Aktivlautsprechers liegen auf der Hand: Ein solcher Schallwandler kann aufgrund seiner DSP-gesteuerten Mimik deutlich tiefer spielen als ein passives Pendant. Grund dafür ist eine auf das Chassis optimierte Entzerrung, die es erlaubt, verzerrungsfrei auch noch deutlich tiefere Frequenzen anzusteuern, als das mit Passivtechnik möglich ist. Mit geeigneten Lautsprechern ist es außerdem möglich, eine zweite separate Kette aufzubauen. Dazu ist man flexibel, was die maximale Lautstärke angeht. Das heißt im konkreten Fall, dass ein passiver Lautsprecher mit schlechtem Wirkungsgrad ab einer gewissen Lautstärke einfach den AVR an seine Grenzen bringt und lauter nicht mehr oder nur noch verzerrt (das berühmte Clipping) möglich ist. Dadurch, dass ein aktiver Lautsprecher seine eigenen Lautstärkeregler hat (denn er hat auch einen eigenen Verstärker an Board), ist es so möglich, noch einmal deutlich lautere Pegel zu fahren. Allerdings birgt das auch die Gefahren des Rauschens durch die doppelte Verstärkung. Hier kommt es darauf an, eine gute Balance zu finden, um eventuell vorhandene Störgeräusche in der Kette nicht ebenfalls zu verstärken.
Im Endeffekt gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile für die Überlegung, sein Heimkino aktiv zu gestalten. Um das ganze übersichtlich zu gestalten, wollen wir hier noch einmal exemplarisch zwei Tabellen anfügen. Zunächst die Vorteile der unterschiedlichen Konzepte.
Vorteile aktiv | Vorteile passiv |
---|---|
Hohe Pegel unabhängig von Verstärkerwahl | „normale Verkabelung“, man muss sich nicht mit einem komplett neuem Konzept beschäftigen |
Möglichkeit eine zweite Kette für bspw. Stereo zu realisieren (je nach Hardwarevoraussetzungen des Aktivlautsprecher) | wenig fehleranfällig |
in der Regel bessere Tiefbassfähigkeiten | einfache (weil keine) Konfiguration |
individuelle Möglichkeiten zur Klanganpassung |
Wo Licht ist, ist auch Schatten, daher möchten wir noch einmal die Nachteile kurz gegenüberstellen.
Nachteile aktiv | Nachteile passiv |
---|---|
aufwendigere Verkabelung | mangelnde Flexibilität |
unter Umständen mehr Aufwand bei der Konfiguration/höhere Fehleranfälligkeit | von externem Verstärker abhängig |
Gefahr von Rauschen | geringe oder keine Klanganpassung |
Man muss abwägen, welche der Punkte schwerer wiegen. Prinzipiell haben beide Systeme sowohl Vor- als auch Nachteile. Preisliche Betrachtungen haben wir aufgrund der unterschiedlichsten möglichen Systeme nicht berücksichtigt. In der Regel ist es aber so, dass ein System, dass mit einer externen HiFi-Endstufe ausgestattet wird, in der Summe mit den Lautsprechern mindestens gleichauf oder gar darüber liegt.
Konzept und Zielsetzung
Ein Heimkino, egal ob mit aktiven oder passiven Lautsprechern ausgestattet, sollte immer sorgfältig geplant werden, um nicht im Nachhinein ein böses Erwachen zu haben. Schnell kann es vorkommen, dass ein Kabel fehlt, oder dass selbst wenn man alle hat, es zu kurz ausfällt. Daher sollte man am besten im Vorfeld ein Kabel zu viel und mit ein paar Zentimetern mehr Spielraum einplanen. Wir wollen im folgenden daher exemplarisch auf unsere Planung im speziellen eingehen.
Prinzipiell ist es sehr einfach, aktive Schallwandler in sein System zu integrieren, wenn dafür schon an der Vorstufe Pre-outs vorhanden sind. Diese Cinchausgänge sind in der Regel bei den meisten AV-Receivern der oberen Mittelklasse vorzufinden. Aber nicht nur AVRs, sondern auch einige Blu-ray-Player (z.B. alle Geräte des Herstellers Oppo und einige von Panasonic) bieten Pre-outs und haben in ihren Menüs einfache Konfigurationsmöglichkeiten.
Alternativ ist es möglich, mit einer nativen Vorstufe die Lautsprecher anzuschließen, womit man auch, je nach Lautsprecher- und Vorstufenmodell, den aus dem Profibereich bekannten XLR-Anschluss nutzen kann.
Auf digitale Anschlüsse im Heimkino muss man derzeit noch immer verzichten, was schade ist, da es einige Aktivlautsprecher gibt, die auf einen komplett digitalen Signalweg setzen und somit eine Wandlung von Digital auf Analog in der Vorstufe stattfindet und in der Box eine von Analog auf Digital.
Für unser Heimkino nutzen wir einen sechs Jahre alten Yamaha RX-A2010, der Pre-outs mitbringt und als Schallwandler die Aktivserie aus dem Hause Nubert: NuPro. Das sind die Kernelemente. Die einzelnen Lautsprecher haben wir bereits in mehreren Reviews aufwendig vorgestellt (NuPro A700, NuPro A100 und Update zur neuen Revision). Allerdings ist ein aktives Heimkino genauso mit Modellen anderer Hersteller möglich.
Da Ziel soll es sein, insgesamt neun Lautsprecher im Wohnzimmer anzusprechen: zwei Standlautsprecher (Nubert NuPro A700), die gleichzeitig noch der (Stereo-)Musikwiedergabe dienen sollen, ein Center (Nubert NuPro A300), zwei Surroundlautsprecher und vier Höhenkanäle (insgesamt sechs Nubert NuPro A100). Damit ist man optimal auch für neuere objektbasierte Tonformate gerüstet und kann bei Bedarf einfach die Vorstufe gegen ein neueres Modell tauschen. Bis dahin können die DSPs und Upmixer unseres betagteren Yamaha zum Einsatz kommen.
Schauen wir uns zunächst einmal den AVR an. Besonders interessiert uns die Rückseite. Hier bietet der RX-A2010 allerhand analoge Ausgänge.
Doch bei näherem Betrachten fällt auf, dass es nur für maximal sieben Lautsprecher und für zwei Zonen Pre-outs gibt. Damit ist es ohne Tricks nicht möglich, unser Vorhaben, die Höhenlautsprecher einzubinden, umzusetzen. Auch nachdem Handbuch und Menü durchsucht wurden, gab es keine Option die Pre-out-Zuordnung zu ändern. Viele neuere Receiver bieten diese Option aber bereits von Haus aus. Dann reicht eine Konfigurationsänderung im Menü und man verliert die Zone Outputs, erhält dafür aber Pre-outs für Front bzw. Back High. Daher haben wir umdisponiert und nutzen die regulären Lautsprecherklemmen und tranformieren mittels eines Adapters die Spannung auf das herkömmliche Pre-out-Niveau runter.
So ist auch bei jedem anderen AVR-Modell ohne Weiteres möglich, normale Lautsprecherklemmen zu nutzen und so aktive Lautsprecher ins System einzubinden. Der AVR muss dafür keine besonderen Voraussetzungen mitbringen, weshalb dieser Trick universell anwendbar ist. Bei geeigneter Expertise wäre es auch möglich die Vorverstärkersektion des AVR direkt abzutrennen und dann diese direkt mit dem entsprechenden Pre-out zu verbinden, oder sogar komplett neue Anschlüsse einzufügen, wenn der AVR keine entsprechenden bietet. Wir möchten dazu anmerken, dass man dafür in jedem Fall entsprechende elektrotechnische Kenntnisse haben sollte und durch den massiven Geräteeingriff jegliche Gewährleistungsansprüche erlöschen. In diversen Foren finden sich aber immer wieder User, die solche Vorhaben tatkräftig unterstützen.
Lautsprecher
Wir haben für unser Setup Lautsprecher des schwäbischen Herstellers Nubert ausgewählt. Die NuPro Boxen sind die Vertreter der aktiven Serie und erfüllen unsere Anforderungen sehr gut. Zudem haben wir die einzelnen Modelle bereits getestet und konnten uns so von den Klangeigenschaften und technischen Merkmalen ein Bild machen. Ein kurze Übersicht unserer Reviews findet sich hier.
Prinzipiell ging uns darum, ein Hybridsetup zu errichten: Zum einen sollen große Standlautsprecher allen Ansprüchen der Stereo-Musikwiedergabe genügen, andererseits soll auch ein homogenes Klangbild für das Heimkino erreicht werden. Die NuPro A700 bietet dabei eine sehr gute Performance, was sich auch bereits im Test herausstellte. Daher fiel die Wahl auf die Standbox, die mit einem Frequenzspektrum von 25 Hz-20000 Hz nahezu die komplette Bandbreite der Musikwiedergabe abdeckt. Als Center kommt aus Gründen der Homogenität eine NuPro A300 zum Einsatz, die über denselben Hochtöner und Tiefmitteltöner verfügt wie die NuPro A700. Im Praxiseinsatz hat die Kompaktbox als Center die NuPro AS-250 vor allem im Bereich Homogenität ausgestochen. Dadurch entsteht zwar eine auf den ersten Blick ungewohnte Optik, aber der Raumklang überzeugt umso mehr.
Alle anderen Satelliten sind NuPro A100. Das ist nicht komplett konsequent, da für maximale Homogenität auch hier jeweils das Modell A300 eingesetzt hätte werden müssen. Aufgrund der Abmessungen und des höheren preislichen Rahmens wurde aber darauf verzichtet und eher auf eine praktikable Lösung gesetzt, statt auf letzte Perfektion. Im Praxiseinsatz fügt sich auch eine NuPro A100 sehr sauber und homogen in das Surroundgeschehen ein. Dank einer unteren Grenzfrequenz von 55 Hz ist man auch für nahezu jeden Film in der Lage, alle Effekte im Rearbereich wiederzugeben. Die Front und Back High werden in unserem Setup vorerst (bis zum Upgrade auf einen Dolby Atmos-fähigen AVR oder eine entsprechende Vorstufe) ohnehin nur mit hochgerechnetem Material bespielt. Damit ist die NuPro A100 in diesem Bereich sogar etwas überdimensioniert.
Da das Subwooferangebot der NuPro Serie nur einen kleinen Subwoofer bietet, der bis 35 Hz spielt, weichen wir auf eine andere Serie des gleichen Herstellers aus. Denn der Heimkinofan weiß, dass der Spaß beim Filmschauen erst unter 30 Hz beginnt. Die Wahl fiel auf den mittlerweile nicht mehr erhältlichen, Nubert NuLine AW-1300, der sich mit seiner schlanken, hohen Gestalt und seinem integrierten DSP gut für unsere Zwecke eignet. Denn es kommen vier dieser Subwoofer zum Einsatz, um damit ein DBA (Double Bass Array, weiterführende Informationen in dieser von uns erstellten PDF) zu errichten. Der Vorteil ist ein raummodenfreier, gleichmäßig angeregter Bass, der knackig und druckvoll alle LFE-Effekte wiedergibt. Hier zeigt sich einer der Vorteile, der aktiven Lautsprecher. Wenn der Hersteller entsprechende Funktionen integriert, kann man das Signal in der Box manipulieren, um so einen entsprechenden Klang zu erzeugen. Wie sich das nicht nur beim Subwoofer, sondern auch bei allen anderen Lautsprechern auswirkt, wollen wir im nächsten Punkt genauer erklären.
Einstellungen
Allgemein kann man mit den von uns gewählten Lautsprechern einige grundlegende Einstellungen vornehmen, für die man bei passiven Modellen das Menü des AVR benötigt. So lassen die NuPro Modelle es zu, dass man die Trennfrequenz einstellt. Damit fällt die Lautstärke der Box unterhalb dieser Frequenz stark ab. Aus dem Heimkino kennt man die klassische Trennfrequenz nach Dolby Norm zwischen Satelliten und Subwoofer bei 80 Hz. Viele AVR-Modelle lassen nur Schritte in 20 Hz Abständen zu, während die NuPro-Lautsprecher hier mit 10 Hz doppelt so feine Abstufungen zulassen. Damit lässt sich das Setup besser an die eigenen Lautsprecher anpassen. In unserem Fall versteckt sich der Eintrag im Menü unter dem Namen „SYSHP“ und kann auch komplett deaktiviert werden, um den Lautsprecher im Vollbereich zu bespielen. Außerdem lässt sich ein Subwoofer über einen entsprechenden Ausgang am Lautsprecher anschließen. Unterhalb welcher Frequenz dieser angesprochen wird, kann man im Menü ebenfalls einstellen, der Name der Option lautet „Sub Out“ und ist ebenfalls in 10 Hz Schritten einstellbar. Damit wird es möglich, in die Stereokette auch Subwoofer zu integrieren.
Wie genau würde der letztgenannte Punkt funktionieren?
Wenn man die NuPro mit einer Vorstufe verbindet, gibt es im Endkundenbereich derzeit nur die Möglichkeit, die analoge Verbindung zu nutzen. Eine separate Stereokette könnte man also über einen der digitalen Anschlüsse realisieren. Die meisten Subwoofer haben zwei analoge Cincheingänge. Normalerweise werden diese mit speziellen Subwooferkabeln bestückt, die aber nur das Signal verdoppeln. Das bedeutet im Endeffekt 3 dB mehr Pegel des Signals, das von der Vorstufe an den Subwoofer gesendet wird. Wenn man nun nur einen der Eingänge belegt und dafür die interne Lautstärke des Woofers anpasst, dann hat man einen weiteren Eingang für den Subwoofer „gewonnen“ und kann diesen bespielen. Dafür wird dann einfach ein gewöhnliches Mono-Cinchkabel genutzt. Dabei sollte man allerdings sicher gehen, dass entweder das Signal der Vorstufe oder das Signal der separaten Stereokette an den Subwoofer geht, um Risiken für den Woofer zu vermeiden.
Wenn man nun die Presetfunktion der NuPro nutzt, kann man zwischen beiden Einstellungen und Modi hin- und zurückschalten.
Grundsätzlich sind für ein gut klingendes Heimino Einstellungen bezüglich der Lautstärke vorzunehmen. Dazu bietet es sich an, einen Testton an die Lautsprecher zu senden und mit den Lautstärkeeinstellungen eine Pegelgleichheit zu erzielen. Wenn man zu allen Lautspechern diesselbe Distanz zum Hörplatz einhält, dann sollte auch die Pegeleinstellung der einzelnen Lautsprecher identisch sein. Wenn man keine separate Vorstufe nutzt, wird es allerdings kompliziert, was die Regelung der Gesamtlautstärke angeht: Jeder Lautsprecher muss einzeln angepasst werden, was durch Anvisieren jeder einzelnen Box durchaus seine Zeit brauchen kann. Ein schnelles Muten ist somit nur schwierig umzusetzen. Doch dafür kann man eben einen speziellen AVR oder eine AV-Vorstufe nutzen (alternativ auch einen Blu-ray Player, der eine Lautstärke und Entfernungsregelung bietet).
Einstellungen AVR
Prinzipiell sind die gerade vorgestellten Modi insbesondere dann interessant, wenn man keine vollwertige AV-Vorstufe oder AVR verwendet, sondern nur die grundlegenden Funktionen eines Blu-ray Players mit analogen Ausgängen. Ein vollwertiger AVR bietet noch deutlich mehr Möglichkeiten. So ist es in der Regel kein Problem, die Enfernungen der Lautsprecher zum Hörplatz anzugeben und die einzelnen Schallwandler in der Lautstärke untereinander anzupassen. Dazu die Möglichkeiten von individuellen Korrekturkurven, um Raumeinflüsse zu eliminieren. Der letzte Punkt ist der Grund, warum wir auf einen AVR der Marke Yamaha setzen, weil diese Modelle einen PEQ integriert haben und dadurch sich eine weitreichende Klanganpassung erzielen lässt.
Was die Lautstärke angeht, muss man beachten, dass man nun die aktive Box hat, die verstärkt und die Vorstufe die ihrerseits ebenfalls verstärkt. Es bietet sich also an, an den Aktivboxen eine feste Lautstärke einzustellen und dann im Alltag nur noch an der Vorstufe das Volume ändert. Das sorgt zum einen für eine einfache Bestimmung des Referenzpegels und vereinfacht es, alle Lautsprecher gleichzeitig zu regeln.
Wenn man die Lautsprecher einpegeln möchte, dann sollte man versuchen eine Lautstärke zu finden, die folgendes bietet:
- nicht das absolute Maximum der Aktivbox um Clipping (des Lautsprechers) zu vermeiden
- nicht das absolute Maximum der Vorstufe um Clipping (der Vorstufe) zu vermeiden
- je nach Rauschabstand der Pre-outs/Qualität oder Länge der Kabel: Lautstärke sollte so gewählt sein, dass kein Kanal rauscht.
Gerade letzteres ist doch in der Praxis durchaus problematisch. Denn im Test hat mit der Lautstärkeeinstellung des Lautsprechers auf „60“ (von 80) ein Kanal am verwendeten AVR gerauscht. Dabei war es egal welche Box oder welches Kabel (oder welche Länge) zum Einsatz kam. Erst eine Verringerung auf den Pegel „50“ mit gleichzeitiger Anhebung des Vorstufenpegels eliminierte das Problem. Daher kann es je nach AVR oder Vorstufenmodell durchaus sinnvoll sein, mit den unterschiedlichen Lautstärkewerten der Lautsprecher zu experimentieren.
Mischung aus passiven und aktiven Lautsprechersystemen
Wenn man passive und aktive Lautsprecher mischen möchte, dann sollte man einige Dinge beachten. Üblicherweise haben aktive Lautsprecher eine Verzögerung aufgrund der internen Signalverarbeitung. Diese haben, prinzipbedingt, passive Lautsprecher nicht. Um also Laufzeitunterschiede auszugleichen, muss man die Verzögerung entsprechend in der Vorstufe eintragen. Das ist notwendig, weil sonst Effekte verkehrt ablaufen. Ein einfaches Beispiel wäre ein Setup mit zwei Hauptlautsprechern, die aktiv sind und einem Center, der passiv ist. Wenn nun im Film ein Auto von links nach rechts fährt und keine Anpassung vorgenommen wurde, kann es passieren, dass man das Auto zuerst in der Mitte aus dem Center zu hören ist und es dann nach links springt und dann nach rechts. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders. Wenn man eine automatische Einmessung für ein solches System nutzt, sollte dieser Fehler korrigiert werden. Da die Antwort auf ein Signal bei dem aktiven Lautsprecher später ankommt als bei einem passiven (die Signalverarbeitung des Aktivlautsprecher addiert sich zu dem normalen Weg, den der Schall vom Lautsprecher zum Einmessmikrofon benötigt), sollte im Ergebnis der aktive Schallwandler weiter entfernt eingemssen sein, als er tatsächlich ist. Daher muss man hier sich vollkommen auf die Ergebnisse dieses Prozesses verlassen und sollte nicht mehr im Nachhinein eingreifen.
Wenn man hingegen händisch die Einstellungen vornehmen möchte, dann sollte man beim Hersteller die Verzögerung in Erfahrung bringen. Da sich bei den meisten AVR allerdings nur Abstände einstellen lassen, muss man den korrekten Wert ausrechnen.
Das ist aber ganz simpel: der korrekte Wert ergibt sich aus dem Abstand vom Lautsprecher zum Hörplatz addiert mit der Verzögerung umgerechnet in Meter. Da die Schallgeschwindigkeit und die Verzögerung in Millisekunden nun bekannt sind, kann man den Weg, den der Schall später ankommt, ausrechnen:
Weg = Schallv * Verzögerung
In unserem Beispiel beträgt die Verzögerung (im Singlemodus) 2,5 ms (und 5,4 ms im Master/Slave Betrieb) und die Schallgeschwindigkeit ist (bei 20°C) 343,2\(\,\frac{\mathrm{m}}{\mathrm{s}}\), Daraus ergibt sich
\(343.2\,\frac{\mathrm{m}}{\mathrm{s}} \ast 0.0025\,\mathrm{s} = 0.858\,\mathrm{m}.\)
Das sind rund 85 cm, die zusätzlich auf die Entfernung gerechnet werden müssen. Daraus ergibt sich bei einer normalen Distanz von 3 m zu den Lautsprechern eine Abstandseinstellung von 3,85m, während bei den passiven Modellen nichts dazu addiert werden muss. (Im Master/Slave Modus würden sich 1,85 ergeben).
Weiter oben haben wir bereits beschrieben, dass man für die Lautstärkeregelung am besten die integrierte des AVR nutzt. Wenn man aber nun noch passive Lautsprecher im System hat, dann muss man beachten, dass man die aktiven Lautsprecher zunächst an das Niveau der passiven anpasst. Dafür sollte man vor dem Einmessen das Testrauschen des AVR aktivieren und zwischen einem aktiven und einem passiven schnell hin und herspringen. Die noch vorhandenen Lautstärkeunterschiede sollte man zuerst am Aktivlautsprecher ausgleichen und danach für das Feintuning entweder die automatische Einmessung verwenden oder die manuellen Einstellungen im Pegelmenü der Vorstufe. Danach kann man mit dem Testton erneut prüfen, ob alle Kanäle nun von der Lautstärke zusammenpassen.
Auch Nutzer, die eine automatische Einmessung verwenden sollten alles nocheinmal überprüfen, ob sich das (Hör-)Ergebnis mit den Einstellungen des AVR deckt und falls das nicht der Fall ist, nochmals einmessen. So gerüstet sollte dem Mischen von Aktiv- und Passivlautsprechern nichts mehr im Weg stehen.
Weitere Einstellungen im AVR
Einige Vorstufen bieten die Möglichkeit, unterschiedliche Presets zu speichern. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn die Aktivlautsprecher eine solche Option nicht bieten. Im Menü des von uns verwendeten Yamaha AVR heißen diese Voreinstellungen „Pattern“ und bieten umfangreiche Speichermöglichkeiten. Es lassen sich nicht nur die Lautsprecherkonfigurationen sichern sondern auch alle Klanganpassungen, die durch die automatische Einmessung vonstatten gehen. Dazu lassen sich ebenfalls die einmesspezifischen Abstimmungen (wie beispielsweise „linear“ oder „natürlich“), die den Klang an den individuellen Geschmack anpassen, abspeichern. Damit hat man ein mächtiges Werkzeug zur Hand, mit dem sich eine komplett andere Kette einspeichern lässt. So ist es ein leichtes, mit diesem Pattern ein separat eingemessenes Stereosystem ohne zusätzlichen Verkabelungsaufwand und Einstellungen am Lautsprecher zu realisieren. Ob eine solche Funktion benötigt wird, oder der vorhandene AVR diese bietet, muss im Vorfeld geklärt werden. Wir finden solche umfangreiche Presets auf jeden fall hilfreich und können deren Nutzung nur empfehlen.
Umsetzung
Im Vorfeld haben wir uns Gedanken gemacht, wo die Lautsprecher angebracht werden sollen. Da die Nutzung der Yamaha exklusiven Funktion „Dialog Lift“ ein Ziel war, wurde so die Position der Front High und Back High Lautsprecher bestimmt. Dadurch musste die Verkabelung durch die räumlichen Gegebenheiten teilweise sehr lange Distanzen überbrücken. Deswegen war es notwendig, dass wir auf hochwertig geschirmte Kabel setzen, um Rauschen zu verhindern. Insgesamt wurden so über 50 m Cinchkabel verwendet. Zum Einsatz kam das mittlerweile nicht mehr erhältliche NuCable 9 aus dem Hause Nubert. Da mitunter keine 15 m langen Kabel in ausreichender Qualität zu annehmbaren Preisen zu erwerben waren, haben wir entsprechende vergoldete Adapter eingesetzt. Trotz dieses Anstückelns kam es nicht zu negativen Klangeigenschaften im Vergleich zu einem kürzeren Kabel. Um eine gute Integration in den Wohnraum zu ermöglichen, wurden Kabelkanäle angebracht. Dadurch war es kein Problem ohne großes Gewirr die neun Lautsprecher und vier Subwoofer anzuschließen und das nahezu unsichtbar.
Lediglich die Kabel, die aus dem Kabelkanal aufgrund der freien Aufstellung im Raum führen, sind noch sichtbar. Gerade für die Height Lautsprecher musste nochmals ein höherer Aufwand betrieben werden, da die Steckdosen nur in Bodennähe angebracht waren. Denn jeder Lautsprecher benötigt zwangsläufig eine eigene Stromversorgung. Im oberen Bereich war außerdem der oben erwähnte Lautsprecher-auf-Cinch-Anschluss Adapter aufgrund der mangelnden Konnektivität des AVR notwendig. Bei diesem muss man via Kreuzschlitzschraubendreher den Pegel reduzieren, was natürlich nie exakt funktioniert. Darum sollte man auf jeden Fall im Nachhinein noch am AVR mittels Testton die letzten halben dB gegenregeln, um eine einheitliche Lautstärke zu erzielen.
Alle NuPro Lautsprecher werden am weißen „Aux In“ angeschlossen, der dem Single Modus Anschluss entspricht, unabhängig davon, ob es sich um den linken oder rechten Kanal handelt. Am AVR muss man aber natürlich weiterhin die korrekte Anschlussweise einhalten, damit das Gerät „weiß“, welche Signale es an welche Box schicken muss. Am Lautsprecher muss nun die Quelle (in unserem Fall „AUX IN“ für den analogen Anschluss) und Lautstärke gewählt werden. Für letzteres haben wir „50“ gewählt, wodurch kein Rauschen der Vorstufe mehr hörbar war. Dazu wählten wir die Funktion „Auto On“, die eine automatische Ein- und Ausschaltfunktion bietet. Dadurch wird der Stromverbrauch auf das Nötigste reduziert und man benötigt keine Fernbedienung mehr, um die Lautsprecher ein- oder auszuschalten. Gerade bei 9 Lautsprechern wäre das manuelle Einschalten beim bedienfreundlichen Heimkinogenuss mehr als hinderlich, weswegen ohne diese praktische Funktion ein aktives Heimkino nicht vorstellbar gewesen wäre. Da die Reaktion in wenigen Sekunden erfolgt, kommt es zu keinem Versatz und die Aktivierung erfolgt entweder beim ersten Trailer vor dem Film oder spätestens im Menü des Films.
Nachdem die Lautsprecher korrekt angeschlossen sind, werden sie über den AVR eingepegelt und die Entfernungen, die über ein Laserentfernungsmessgeräät ermittelt wurden, eingestellt. Damit wäre die Umsetzung schon abgeschlossen und dem Genuss des aktiven Heimkinos steht nichts mehr im Wege.
Für die Bessere Vorstellung wollen wir in zwei Galerien noch einmal die Planung im Vorfeld und die Umsetzung vergleichen:
Mit der finalen Umsetzung und dem resultierenden Klang sind wir sehr zufrieden und haben ein Ergebnis erreicht, das sich sehr dicht an der Planung orientiert. Das aktive Heimkino ist also durchaus trotz aller Hindernisse umsetzbar.
Fazit
Am Ende zeigt sich, dass ein aktives Heimkino ein wenig mehr Aufwand in der Planung im Vorfeld benötigt, dass aber das Ergebnis am Ende überzeugen kann. Denn den Vorteilen wie dem Komfortzugewinn und der höheren Flexibilität stehen nur wenige Nachteile entgegen. Das Experiment aktives Heimkino ist mehr als einen Blick wert und hat in unseren Augen mehr als gut funktioniert. Auch nach über einem Jahr Dauerbetrieb hält sich größte Zufriedenheit ohne die Frage nach dem besseren. Der sprichwörtliche „kleine Mann im Ohr“ schweigt und genießt wohl auch die Klänge des aktiven Heimkinos.